Simultandolmetschen für internationale Veranstaltungen
SIMULTANDOLMETSCHER
Grundsätzlich ist zwischen diesen Dolmetscharten zu unterscheiden:
1.
Simultandolmetschen / Simultandolmetscher
2.
Konsekutivdolmetschen / Konsekutivdolmetscher
Beim Konsekutivdolmetschen erfolgt die Übertragung zeitversetzt nach dem Vortrag des Originaltextes. Konsekutivdolmetschen ist bei relativ kurzen Ansprachen (z. B. Tischreden) oder auch bei Verhandlungen, bei denen auf die Anwesenheit des Dolmetschers im Verhandlungsraum Wert gelegt wird, die geeignete Dolmetschform. Beim Konsekutivdolmetschen verlängert sich die Dauer der Veranstaltung im Vergleich zum Simultandolmetschen pro Zielsprache etwa auf das Doppelte.
3.
Flüsterdolmetschen / Flüsterdolmetscher
Beim Flüsterdolmetschen spricht der Dolmetscher zur selben Zeit wie der Redner, setzt aber keine besonderen technischen Hilfsmittel ein. Flüsterdolmetschen eignet sich für die Betreuung sehr kleiner Gruppen, z.B. bei Werksbesichtigungen, kann aber das Simultandolmetschen nicht ersetzen, da Originalredner und Dolmetscher in demselben Raum gleichzeitig sprechen und sich so unvermeidbare Störeffekte ergeben. Da Flüsterdolmetschen dieselbe oder mehr Konzentration als Simultandolmetschen erfordert, sind bei längeren Veranstaltungen ebenfalls zwei Dolmetscher je Zielsprache nötig.
4.
Verhandlungsdolmetschen / Verhandlungsdolmetscher
Beim Verhandlungsdolmetschen werden kürzere Textpassagen in Gesprächssituationen zeitversetzt und abschnittsweise in eine andere Sprache übertragen.

Konferenzdolmetscher engagieren
Die Planung des Dolmetscheinsatzes
Ein beratener Dolmetscher sollte möglichst von Beginn an in die Planung einer internationalen Veranstaltung mit einbezogen werden. Er kann den Veranstalter zu den vorgesehenen Veranstaltungsabläufen unter dem Gesichtspunkt des Dolmetschens beraten und gegebenenfalls schon zu diesem Zeitpunkt dazu beitragen, dass keine unnötigen Kosten entstehen.
Konferenzdolmetscher sollten möglichst früh (evtl. mehrere Wochen vor einer Veranstaltung) verpflichtet werden. Da die Zahl der qualifizierten Dolmetscher in Deutschland begrenzt ist, entstehen in den konferenzintensiven Monaten im Frühjahr und im Herbst oder bei seltenen Sprachen häufig Engpässe.
Bei simultan gedolmetschten Veranstaltungen hängen die Zahl der benötigten Dolmetscher und die Zusammensetzung des Teams von der Zahl der Konferenzsprachen, der Zahl der Parallelveranstaltungen, der Dauer der Sitzungen und dem Schwierigkeitsgrad des Themas ab. Dolmetscherteams sollten so zusammengestellt sein, dass aus allen Sprachen direkt in alle Zielsprachen gedolmetscht werden kann und Dolmetscher nicht indirekt (über Relais) einen bereits gedolmetschten Text in eine weitere Sprache übertragen müssen.

Dolmetsch- und Konferenztechnik
Dolmetscheranlagen sollen der ISO/DIS 2603 (für ortsfeste Kabinen) bzw. 4043 (für transportable Kabinen) entsprechen. Die Konferenztechnik muss die ENV-Norm 50185-1 bzw. die CEI-Norm 914 erfüllen.
Die Kabinen sollten so angeordnet werden, dass die Dolmetscher gute Sicht auf die Redner sowie alle Projektionswände haben. Gestik und Mimik des Redners sowie vorgeführte Bilder sind für den Dolmetscher ebenso wichtig wie für den Zuhörer. Bildschirme oder Monitore sind hier bestenfalls eine visuelle Ergänzung, jedoch kein Ersatz für die direkte Sicht.
Filme und ähnliche Präsentationen können nur gedolmetscht werden, wenn der Dolmetscher das Skript vor der Veranstaltung gesehen hat und der Ton einwandfrei in die Kabine übertragen wird.
Ein Mitschnitt von gedolmetschten Texten bedarf aus urheberrechtlichen Gründen grundsätzlich der vorherigen Zustimmung der Dolmetscher und ist in der Regel nicht Bestandteil der mit den Dolmetschern abgeschlossenen Verträge.
Die Vorbereitung der Veranstaltung
Dolmetscher müssen sich auf die Fachthemen der Veranstaltungen vorbereiten. Hierzu benötigen sie Hintergrundmaterial wie beispielsweise Informationen über den Veranstalter und andere beteiligte Organisationen, Programm, Tagesordnung, evtl. Protokolle früherer Veranstaltungen und Ablaufplan sowie generell alle den Teilnehmern vorliegenden Unterlagen.
Auch Teilnehmerverzeichnisse sowie, falls vorhanden, Terminologie-Datenbanken, beispielsweise mit den offiziellen Übersetzungen von Namen und Organen von Organisationen, sollten den Dolmetschern vor der Veranstaltung vorliegen.
Soweit Reden und Diskussionsbeiträge von den Rednern schriftlich vorbereitet werden, sollten sie den Dolmetschern zur Einarbeitung zur Verfügung gestellt werden.
Manchmal empfiehlt sich auch ein vorheriges Briefing der Dolmetscher sowie eine Beteiligung der Dolmetscher an Rednerbesprechungen.
Konferenzdolmetscher sind verpflichtet, alle Informationen vertraulich zu behandeln.
Redner
Redner sollten vom Veranstalter aufgefordert werden, ihre Manuskripte möglichst frühzeitig, spätestens aber zwei Wochen vor der Veranstaltung zur Weitergabe an die Dolmetscher einzuschicken. Es ist vorteilhaft, wenn auf dem Skript vermerkt ist, ob es sich um eine endgültige Sprechversion oder einen Entwurf handelt, oder ob der Redner frei sprechen will. Wesentliche Änderungen an vorgelesenen Texten sollten den Dolmetschern am Tagungsort mitgeteilt werden. Unabhängig davon, ob ein Redner frei spricht oder seinen Text abliest, ist eine angemessene Sprechgeschwindigkeit wichtig. Bei Texten, die beispielsweise aus dem Englischen ins Deutsche gedolmetscht werden, ist die gedolmetschte Fassung häufig länger als der Originaltext und erfordert mehr Zeit. Ein Blickkontakt zwischen Redner und Dolmetscher ist vorteilhaft.
Simultan kann nur gedolmetscht werden, wenn die Redner in ein eingeschaltetes Mikrophon sprechen, denn Simultandolmetschkabinen sind schalldicht. Sprecher, die sich beim Vortrag vom Rednerpult weg bewegen, sollten ein Umhängemikrofon benutzen. Der Veranstalter sollte dafür sorgen, dass im Saal eine Person speziell darauf achtet, dass die Saaltechnik ordnungsgemäß funktioniert.
Zahlen und Eigennamen sollten besonders deutlich ausgesprochen werden. Abkürzungen sollten vermieden, zumindest aber bei ihrem ersten Auftreten erklärt werden. Zitate, Sprichwörter und Wortspiele lockern einen Redebeitrag zwar auf, sind aber häufig schlecht in eine andere Sprache übertragbar